4. Etappenbericht
Belgrad - Schwarzes Meer/Donaudelta
Etappen-Karte
Am 24.8. verlassen wir Belgrad. Beim Packen unserer Räder musste ich feststellen, dass mir über Nacht meine Europafahne geklaut wurde. Ich nehme mal an, es war ein Europa-Fan. Bei 40 Grad im Schatten kämpfen wir uns durch den dichten Verkehr, auf sehr schlechten Straßen. Der Weg führt über einen sandigen und steinigen Damm, den wir aber wegen der Hitze schnell wieder verlassen und lieber den Verkehr auf uns nehmen. Der nächste Campingplatz ist schon in Reichweite, da ist plötzlich die Luft aus Wolfgangs Reifen raus. 3 Löcher müssen geflickt werden. Bis das erledigt ist, wird es langsam dunkel und der Campingplatz ist noch 25 km entfernt. Was tun? Gehen erstmal was trinken und fragen nach einer Übernachtung. Sofort geht ein großes Palaver los. Jeder will helfen und hat einen anderen Vorschlag. Unter den Helfern ist ein Mann,der sein ebenfalls plattes Rad an uns vorbei geschoben hat und sich an uns erinnert. Am Ende landen wir in einem Zimmer für ca 25,-Euro. Mit platten Reifen haben wir ab jetzt öfter zu kämpfen.
Bodendecker, aus dem nach dem Trocknen ...
Ein Bodendecker, hat Blüten, die, wenn sie vertrocknen, hart wie Stein werden und spitze Dornen haben. Hier in Serbien werden sie "Grandmother's Teath" genannt.
... diese Reifenkiller werden.
Wir radeln munter durch Serbien in Richtung "Eisernes Tor", dem Donaudurchbruch entgegen. Es geht ständig bergauf und bergab. Mit 20 kg Gepäck eine echte Herausforderung. Aber wie heißt es so schön im Bikeline-Radführer: "Die herrliche Aussicht lässt Sie die Anstrengungen schnell vergessen".
Stimmt. Der Durchbruch ist beeindruckend.
Bei Negotin geht es über die Grenze nach Bulgarien.
Landeswappen Bulgarien
Eine nette Grenzbeamtin begrüßt uns
und macht ein Foto von uns.
Von jetzt an sind wir richtig in den Bergen. Dazu kommen noch sehr schlechte Straßen, z.T. Kopfsteinpflaster und tiefe Löcher. Immer häufiger begegnen wir Pferdewagen und Eselskarren.
Nach 3 Tagen haben wir von den bulgarischen Bergen die Nase voll und beschließen nach Rumänen überzuwechseln. Denn von hier sieht es deutlich ebener aus.
Rüber nach Rumänien
Im Gegensatz zu Bulgarien werden wir hier in jedem Ort mit einem freundlichen "Drum Bun" Gute Reise gegrüßt oder die Kinder laufen auf die Straße winken und lassen sich abklatschen. Viele kramen ihre Englisch-Kenntnisse raus und halten ein "schwätzchen" mit uns.
Leider macht das Zelten nicht wirklich viel Spass, denn die wenigen Plätze sind schmutzig und ungepflegt.
Zum Glück aber trifft man immer wieder auf nette Menschen die das ganze dann erträglich machen.
Auch hier ist das Hauptverkehrsmittel Pferdewagen oder Eselskarren.
Landschaftlich ist es nicht sehr abwechslungsreich. Die Felder, Sonnenblumen und Mais sind entweder vertrocknet oder abgeerntet.
Brunnen am Wegesrand
Was noch stehen geblieben ist, wird durch Brandrodung beseitigt. Nicht sehr angenehm da durchzufahren.
Hier hat es über 6 Monate nicht mehr geregnet.
Wir selbst haben seit 8 Wochen keinen Regen mehr erlebt.
Jetzt geben wir richtig Gas, wollen endlich ankommen.
Ab Belgrad sind uns immer weniger Radler begegnet. Manchmal haben wir das Gefühl, die einzigen auf der Strecke zu sein. Aber in Constanza am Schwarzen Meer gib es noch andere Radler wie uns.
Von Constanza bin ich sehr enttäuscht. Hier bin ich nahe dran die Reise abzubrechen. Hatte genug von Schmutz und allem. Dabei hatte ich mich so sehr aufs Schwarze Meer gefreut. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur müde nach 4000 Rad-Kilometern.
Casino
Jetzt heißt es ein paar Tage Pause am Meer machen und neue Kräfte sammeln. Nach einem erneuten "Schmuddel" - Campingplatz, der durch einen schönen Abend in netter Runde erträglich wird.
In Mamaia finden wir einen schönen Campingplatz nach holländischem Standard.
Camp Holiday
Zelten direkt am Meer
Hier bleiben wir ein paar Tage und verbringen die Zeit mit Schwimmen und Gammeln.
Nach 4 Tagen geht es wieder auf die Piste, denn das Delta ruft. Mitten auf der Strecke bei einer Pause lernen wir ein Ehepaar aus Hamburg kennen, das so "tickt" wie wir und unser Tempo fährt. Wir verstehen uns auf Anhieb und beschließen die restlichen 200 km nach Tulcea ans Delta zusammen zu fahren.
Am 14.9.gegen 18 Uhr ist der Kilometer 0 des EuroVelo 6 erreicht, der vom Atlantik von Nantes bis Tulcea ans Schwarzen Meer geht. Wir sind glücklich und stolz.
4100 km, davon 2100 km entlang der Donau liegen jetzt hinter uns.
Wir finden ein schönes Hotel und machen uns mit einem Boot auf ins Delta, um die Flora und Fauna zu erkunden. Es wird ein herrlicher Tag mit netten Menschen und gutem Fisch-Essen.
Leckereien aus dem Delta.
Nach 3 Tagen heißt es Abschied nehmen. Für die Hamburger ist der Urlaub zu Ende und wir machen uns mit einem Busunternehmen auf nach Istanbul. Die Türkei ist ein neues Kapitel unserer Reise, von dem ich ein anderes Mal berichten werde.
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